Bikefestival Riva del Garda, Italy
Die Saisonplanung stand! Ich baue am Haus weiter und nebenbei am Camper, damit wir dann im Sommer auf einen Roadtrip können. Zwischendurch noch etwas aufs Bike, um nicht gänzlich einzurosten. Das klappte wunderbar, bis die Anfrage der Bike Redaktion kam, ob ich in Riva an ihrem 30-Jahr Jubiläumsstand vier Bikes ausstellen könne. Grundsätzlich ja, aber vorsichtshalber nochmals Datumcheck. Daraus resultierte Zeitdruck!
Da meine Freundin zwei Tage vor Ausstellungsbeginn noch am Start Der Crosstriathlon-WM in Pontevedra (Spain) stehen würde und der Camperbus momentan komplett ausgeräumt war. Immerhin hatte ich einen Monat Zeit und wir registrierten uns auch gleich noch für die Piccola Strecke des Marathons am Bikefestival in Riva. Nun war klar, der 84er Toyota HiAce muss in einem Monat vollbeladen mit Bett, Elektrik, Kühlschrank, Kochzeugs, Sound, Markise, Werkzeug, Kleider und 6 Bikes bereitstehen, damit wir nach dem Heimflug von Spanien direkt weiter an den Gardasee fahren können. Also los! Planung war angesagt! Da der Bus sehr kompakt ist, darf kein Platz verschenkt werden! Für ein paar Tage war ich der Liebling einiger Onlineshops und eine Woche danach der Paketboten. Inzwischen besorgte ich fürs Bett eine GFK-Wabenplatte aus dem Fahrzeugbau, zeichnete die Slidescharniere fürs an die Seitenwand klappbare Bett und die Markisenhalterungen am Dach. Diese wurden dann gefräst und farblos eloxiert. Die ganzen Gadgets, die ich bestellt hatte, mussten nun noch in modulfähigen Möbeln aus wasserfesten Argoliteplatten untergebracht werden. Mit Kisten und Vollauszügen besteht Platz und Zugang für weiteres überlebenswichtiges Material. Es wurde täglich am Feierabend und den vier Ostertagen gebaut. Das Training, oder zumindest Einfahren des Rennbikes, blieben komplett auf der Strecke.
Weise wählte ich das gutmütige YETI FRO, mit dem ich vor gut 10 Jahren am Erzgebirgs-Bikemarathon (klick) gestartet bin. Der Name FRO steht ja für "for racing only" und das war nun Program! Training mag das Teil eh nicht. Also direkt ans Rennen damit.
Das wichtigste im Camper wurde fertig und YODA (unser Bus) stand bei Ankunft der Rückreise aus Spanien bereit für die rund 6 Stündige Reise an den Gardasee. Beim Zoll hatten sie wie gewohnt keinen Stress das Carnet ATA Formular für die Bikes speditiv auszufüllen und die Reise wurde rund eine Stunde verzögert.
Im Süden angekommen, nahm Ludwig vom Bike Magazin die Bikes in Empfang und wir richteten uns auf dem Camping gemütlich ein. Am Abend war dann die VIP Party im Yachtclub mit Fleisch, Bier und vielen guten Gesprächen, vorwiegend mit Bikeredakteuren. Am Morgen danach produzierten wir das erste Frühstück mit den gekauften Gadgets im Camper. Lecker wars!
Ladina ging dann auf eine Bikerunde um die Gegend abzuchecken. Im Wissen, dass ich gänzlich ohne Fahrpraxis im letzten Monat höchstens als Eintagesfliege am Renntag performen kann, schlenderte ich genüsslich durch die Festivalstände. Bei Cannondale waren die beiden FSi im retro Paint in rot und blau ein Eyecatcher! Die gefrästen und bunt eloxierten Upsidedown Federgabeln und Vorbauten von Intend erinnern ein wenig an die Zeiten von STM und Ringlé, allerdings machen sie einen souveräneren Eindruck! Richtig geil!!! Die blau und weinrot eloxierten Fanes am Alutech Stand und der komplett gefräste und geklebte Rahmen von POLE unterstrichen dann nochmals, dass die exklusive Custom Szene lebt und die Bikeindustrie nicht gänzlich dem E-Bike verfallen ist. Gut so!
Von weitem sah man das Ritchey (klick) über dem Stand des Bike Magazines thronen, wie ein Steinbock über seiner Herde. Oder Kollegah über seinen Jüngern, um es auch für die aktuelle Generation verständlich auszudrücken. Flankiert wurde es vom LSD-Trimble (klick) und Storm-Attitude (klick). Als Vertreter der frühen Scheibenbremsen, war auf der Rückseite das Villiger Hightech mit Brembo Disc (klick) zu sehen.
Zu meiner Freude haben die Bikes bei vielen Leuten Erinnerungen und Neugierde geweckt. Die Fingerabdrücke auf den Bikes reichen problemlos um Interpol die nächsten Jahrzehnte auf falsche Fährten zu locken!
Zu meiner Freude tauchte auch Henri Lesewitz auf und er hatte sein 1990er Blizzard dabei. Ein saugeiles altes Rocky mit Syncros Starrgabel.
Er hatte sich mit seinem Leichtbau-Scott auch noch für den Marathon am nächsten Morgen angemeldet. Allerdings für die Ronda Extrema, wie sich das eigentlich gehört. Am Abend gabs für mich Carboloading mit Pizza und Bier und etwas später reisten unsere Freunde Carmen und Marc aus der Schweiz an, die die Ronda Extrema als Vorbereitung für den Transalp anvisierten.
Raceday!
Der Regen in der Nacht liess auf eine rutschige Strecke schliessen und beim Anziehen der Specialized Schuhe riss schonmal der Verschluss und ich musste als Backup die Mavics anziehen, das fängt ja gut an!
Das Piccola-Streckenprofil konnte sogar ich mir merken; ganz lange rauf, ein wenig runter, nochmals rauf, ganz runter. Der Kommentar, eines Helfers am Start, ob das mein Ernst sei und dass ich mir alle Knochen brechen werde, hörte ich in der Vergangenheit zu genüge und antwortete: JA!
Der erste Startblock der Piccolas mit Ladina startete 10 Minuten nach den Extremas mit Carmen, Marc und Henri. Weitere 10 Minuten danach startete mein Block.
Ich fuhr ziemlich gemütlich los und die Worte hallten durch meinen Kopf "Knochen brechen, Knochen brechen, Knochen brechen brechen brechen, oh Olivenbäume! Schön! Wir brauchen Olivenöl! …etc." Die ersten Gespräche bzgl. meines 30 Jährigen Equipments liessen nicht lange auf sich warten und einige Yeti-Fans outeten sich. Die Steigung war sehr angenehm, bis es steil wurde. Richtig steil!! Mit meiner 26/28 Übersetzung fuhr ich beinahe rückwärts, aber wie immer: Hauptsache fahren! Die Länge des Uphills hatte ich total unterschätzt. Das dauerte ewig! Und andauernd ziemlich lange sausteile Passagen, man spürte förmlich, wie die Körner aus den Beinen gesogen wurden! Als sich mein Bidon dem Ende neigte, tauchte perfekt geplant der erste Verpflegungsposten auf. Heute war nicht so heiss und ich hatte Appetit auf Linzertorte. Ich futterte drei Stück, tankte den Bidon und fuhr weiter. Der anschliessende Downhill ging ziemlich gut, sogar einige Fullyfahrer fielen dem Yeti zum Opfer, aber die Hände waren bereits halb unten schon ziemlich paniert, deshalb freute ich mich, als es etwas weniger holprig weiterging. Dann gings bereits wieder rauf. Steil rauf! Auf dem Höhenprofil kaum zu erkennen, fühlte es sich ewig an. Doch solange noch SWorks mit carbonenen Roval Rädern neben mir auftauchten, war alles in Butter. Anschliessend gings singletrailmässig weiter und paarmal blitzten bereits glitschige Vorboten der letzten Abfahrt auf. Aber zuerst nochmals Höhenmeter fressen bis der letzte Downhill begann. Dieser machte ziemlich Spass, bis das Vorderrad wegrutschte und ich ganz knapp vor einem zerstörerischen Impact den Fuss und stützende Hand zu Boden brachte. Die Folge daraus war ein Krampf im Oberschenkel und anschliessendem Überlebenskampf um den wieder wegzukriegen. Jaa Schmerz ist geil! Lass ihn zu! blablabla ...
Somit hatte auch ich bemerkt wie wie scheiss-glitschig die Flachen Steine waren und versuchte beim runterrennen nicht nochmals einen Stein zu treffen. Hier wäre ich wohl auch mit dem modernen Bike nicht gefahren "Knochen brechen, Knochen brechen, …"
Unten wurde es dann wieder fahrbar und ganz unten kam die Flachpassage ins Ziel. Hier überholte ich nochmals zwei mit Plattfuss und einen, der keine Linzertorte gegessen hatte, die nun nochmals ziemlich Schub lieferte. Im Ziel wartete Ladina, die Dritte wurde und Bier auf mich.
Spontanprojekt Oldschool in Riva ist geglückt!
Später kamen dann auch Marc mit Tunnelblick, Henri und Carmen wohlbehalten ins Ziel. Letztere wurde erste ihrer Kategorie und gewann 2L Bier. Da ich der einzige Biertrinker von uns war…
Am nächsten Morgen schneite es bis fast ganz runter und wir machten uns auf den Heimweg.