Hey machen wir ne Stumpjumper Tour?

 

Na klar! …der steht bereit!

Also wartete ich in Vollmontur mit dem Stumpie auf Gerolf vom Bike Magazin und freute mich auf eine gemütliche Altherrentour für Oldtimer.

Was dann Gerolf allerdings aus dem VW Bussli hob …mit einem Finger! …liess das filigrane Stahlgeröhr von meinem 1981er Stumpjumper spührbar erschaudern! Und mir stieg der Restalkohol von der vorabendlichen Fete auch gleich in den Kopf …Carbon! dick und fett! Und Laufräder! …riesig! ..mit Steckachse! Und so Öhlins Dämpferzeugs das wir nur von Motorrädern kennen. Grundgütiger! …und dann stieg auch noch der Fotograf David Schultheiss aus dem Wagen, der uns mit seinem E-MTB begleiten sollte um die gesamte Blamage auf Bildern zu verewigen.

 

Also los! Das Duell zwischen 35 Jahren Bikeentwicklung!

1981 Stumpjumper vs. 2016 Stumpjumper S-Works

 

Situation eins: Die Überquerung eines ausgetrockneten Bachbettes

1981: Die Karre bockt, schlägt und rutscht sehr nervös von einem Stein zum nächsten und kann mit dem breiten Lenker und flachen Lenkwinkel fast nicht genügend schnell ausbalanciert werden. Die Brettharten 26" Reifen tragen auch nichts Positives dazu bei.

2016: Die dicken 29" Tubeless-Reifen walken wunderbar über die Steine und bieten super Grip! Die Unebenheiten werden dank Öhlins komplett vom Fahrer abgekoppelt.

 

Situation zwei: Singletrail Uphill

1981: Der Flache Lenkwinkel mit superkurzem BMX Vorbau neigt extrem zum abkippeln. Dadurch ist man bei Schrittempo selbst ohne Hindernisse dauernd am Arbeiten. Durch den sehr langen Radstand kommt man auch fast nicht um die engen Kurven – dafür bleibt das Vorderrad selbst in den steilsten Passagen wie ein Brett auf dem Boden.

2016: Sehr ausgewogene Klettergeometrie! Das Teil ist Wendig und liegt ebenfalls wie ein Brett auf dem Trail. Der Grip ist grandios!

 

Situation drei: Wandermädchen kommen entgegen

1981: Fröhliches lächeln …Opas sind ja schliesslich Sexy!

2016: Obligates „Grüezi“ und etwas Neid aufgrund der 10‘000 Euro Karre

 

Situation vier: Tragepassage

1981: Schwupp auf die Schulter und los!

2016: Wo soll ich das Scheissding halten …ah da vielleicht „Tff Scheisse!“ …Hand voller Ölgesabber vom Dämfer (steht ja als Warnung „Öhlins“ drauf)

 

Situation fünf: Wiesendownhill

1981: Oh das geht ja voll easy! Speed und keine aggressiven Schläge mag der Opa! …doch jetzt wird’s steiler und da unten ist Ende …bremsen …mehr bremsen! …BREMSEEEEN! Mit aller Kraft am Tomaselli Hebel! Das ist wahrlich Hochleistungssport für Bürogummis!

2016: Bisschen versuchen zu Carven und richtig Speed gewinnen. Dann kurz vor Ende mit einem Finger mit einem Nosewheelie abbremsen.

 

Situation sechs: Auftanken im Alpbeizli

1981: Bier (Alkohol gegen die Schmerzen)

2016: Kaffee und Kuchen (Koffein gegen das Einschlafen)

 

Situation sieben: Geröllhaldendownhill

1981: Der Stumpie bockt von einem Stein zum nächsten und schlägt was das Zeug hält! An der Grenze zu „Out of Control“ muss man cool bleiben und ja nicht verkrampfen. Gebremst wird nur da wo gebremst werden kann. Dies bedarf einer gewissen Voraussicht, die bei dem Geklotter als Farbenbrei wahrgenommen wird. Gut, wenn man die Strecke bereits kennt! Unten angekommen ist Händelockern angesagt!

2016: Oh geil! Steine! Voll drauf und über jede kleine Unebenheit whipen …Dumdidumdidum …wo bleibt der Drop..?

 

Situation acht: Flowiger Singletrail

1981: Mit ein wenig Speed kurvt sich‘s flowig um die Bäume …oh da! Wurzeln! zägg bum tschägg …gerade nochmals gut gegangen …Speed ist weg.

2016: Mit Speed kurvt sichs flowig um die Bäume …schwupp am 1981er vorbei …war da was? …ja Wurzeln!

 

Situation neun: Technischer Singletrail

1981: Der lange Opa kratzt am Limit um die engen Kurven und schlägt bei jeder Wurzel und Stein voll auf die Handgelenke. Das ist bei Schrittempo allerdings gut auszuhalten.

2016: Sehr gutmütig und agil kann das Hinterrad in engen Kurven versetzt werden. Die Federung ist angenehm gedämpft und sackt nicht weg. Dank der Variostütze hat man viel Freiheit für Gewichtsverlagerungen.

 

Oldschoolracing Schlussfazit:

Aufgrund der guten Tragbarkeit und der hübschen Wandermädchen ist der 1981er Stumpjumper klarer Testsieger!

Beim 2016er ist eindeutig: Carbon statt Kondition! …blödes Scheissteil!